Vom Mut, ein Kind zu bleiben

Vom Mut, ein kind zu bleiben

In Pfützen springen, wenn es regnet; Seifenblasen in die Tasche stecken und bei Gelegenheit durch die Gegend pusten; im Buchladen ein schönes Kinderbuch für dich selbst kaufen – erlaubst du dir solche und ähnliche Dinge? Viele von uns verlieren im Erwachsenenalter den inneren Spieltrieb und die Neugier, die wir als Kinder alle besessen haben. Doch gerade als kreativer Mensch ist es wichtig, dir diese Eigenschaften zu erhalten bzw. sie bewusst zu fördern.

 

Das Leben ist kein Spiel!

Je älter wir werden, desto ernster nehmen wir meist unser Leben. Und das ist gut so – denn als erwachsene Menschen tragen wir Verantwortung für uns selbst, und gegebenenfalls auch für andere Personen, die uns nahestehen. Wir können nicht mehr immer tun, wonach uns gerade der Sinn steht. Viele Dinge müssen einfach erledigt werden, weil das zum Leben gehört. ABER: Was ich sehr häufig beobachte, ist, dass sehr viele Menschen sich in der Ernsthaftigkeit des Lebens verlieren. Es gibt dann nur noch Probleme, ToDo-Listen, Verantwortung und Anstrengung. Das Alltagsleben wird ausschließlich zur Routine – Platz für Muße, Auszeiten oder gar für Spiel gibt es nicht. Höchstens, wenn wir uns um Kinder kümmern. Hier ‚darf‘ dann gespielt werden, denn in diesem Kontext ist das ‚normal‘ und sogar gewünscht.

 

Vorhersehbar – doch fad

Das Problem an diesem Lebensentwurf ist allerdings, dass er unser Gehirn auf gewisse Weise einrosten lässt. Wenn wir uns völlig mit unserer Routine identifizieren, geben wir unseren grauen Zellen null Anreiz, kreative Ideen zu entwickeln. Unser Leben ist dann zwar vorhersehbar, aber auch irgendwie fad.

 

Routine killt Kreativität

 

Es gibt kaum etwas, was die eigene Kreativität so sehr einschränkt und erstickt, wie eine starre Routine. Das bedeutet nicht, dass wir jetzt alle total ins Gegenteil kippen sollen und nur noch seifenblasenpustend über sommerliche Blumenwiesen hüpfen.

 

Wenn du allerdings deine Kreativität fördern möchtest, weil dies beruflich oder privat wichtig für dich ist, dann empfehle ich dir, dir in deinem Alltag immer wieder bewusst Zeiten einzuplanen, in denen du dem kleinen, neugierigen und völlig spontanen Kind in dir Raum gibst.

Mutig Kind sein

Dadurch trainierst du einerseits dein Gehirn darauf, die Welt wieder völlig unmittelbar und ohne Filter zu betrachten. Das führt dazu, dass du automatisch mehr Möglichkeiten, mehr Potentiale, mehr Besonderheiten, mehr Überraschungen wahrnimmst. Das wiederum ermöglicht dir, Dinge neu in Zusammenhang zu bringen und auch in anderen Bereichen deines Lebens einen vorurteilsfreien, innovativen Blick auf bestimmte (Problem-)Situationen zu erlangen.

 

Es braucht – gerade in unserer Gesellschaft – oft eine Portion Mut, dem eigenen kindlichen Selbst mehr Raum einzugestehen. Denn wer sich im Alltag spielerisch verhält, erntet dafür nicht immer Beifall. Für kreative Menschen ist es jedoch nicht nur notwendig, sondern sogar unerlässlich, sich den Zugang zum eigenen inneren Spielkind bis ins Erwachsenenalter zu bewahren. Denn es ist das Kind in uns selbst, das uns neugierig, wach und offen für unsere äußere und innere Welt bleiben lässt.

 

Kindlichkeit und Spieltrieb fördern

Wie kannst du nun also deinem kindlichen Selbst wieder mehr Raum geben? Dazu teile ich gern zwei Ansätze mit dir. 

 

Impuls 1…

…ist eine kleine Schreibaufgabe. 🖋 Nimm dir ein leeres Blatt Papier und einen Stift und vervollständige die folgenden Sätze. Denk dabei nicht viel nach, sondern schreib spontan, aus dem Bauch heraus:

  • Als Kind habe ich es geliebt zu…
  • Mein Berufswunsch als Kind war...
  •  Als Kind habe ich oft Stunden damit verbracht zu…
  •  Wenn ich heute Kinder ansehe, beneide ich sie darum, dass sie…
  • Mein liebstes Hobby in der Volksschule/Grundschule war…
  • Auf diese Leistung in meiner Kindheit war ich besonders stolz: ...
  • Diesen Kindheitstraum habe ich mir in meinem Leben bereits erfüllt: ...
  • Diesen Kindheitstraum habe ich mir bisher nicht erfüllt: ...
  • Und zwar aus folgendem Grund: ...
  • Wenn ich noch einmal Kind sein könnte und keine Verantwortung hätte, würde ich sofort…

Wie fallen deine Antworten aus? Gibt es ein oder zwei Themenbereiche, die sich mehrmals wiederfinden? Spürst du einen Handlungsimpuls in eine bestimmte Richtung? Was könntest du heute noch machen, um diesem Impuls zu folgen und deinem kreativen Spielkind etwas Gutes zu tun?

Impuls 2…

ist eine Liste an Ideen, die dich inspirieren soll, ein wenig mehr Kindlichkeit in deinen Alltag zu integrieren. Du musst nicht jeden einzelnen Impuls toll finden oder gleich ausführen. Aber vielleicht fällt dir beim Lesen dieser Liste die eine oder andere eigene Idee ein, die du ab heute gerne umsetzen oder ausprobieren möchtest. Wichtig an der Sache: Hab Spaß! Mach das, was sich für dich aus dem Bauch heraus richtig anfühlt!

  • Pack dir Seifenblasen in deine Tasche und puste drauflos, wann immer du Lust hast.
  • Pack dir Straßenkreiden in deine Tasche und bemale beim Spazierengehen Straße, Gehsteig oder Steine am Wegesrand.
  • Schreibe ein schlechtes Gedicht über etwas, das dich im Alltag gerade beschäftigt.
  • Kauf dir eine Outdoor- oder eine Indoorschaukel.
  • Benutze die Rutsche, wenn du das nächste Mal an einem Kinderspielplatz vorbeikommst.
  • Geh in einen Vergnügungspark und fahr mit einer Achterbahn.
  • Geh in den Zirkus.
  • Mach öfter mal einen Purzelbaum oder einen Kopfstand.
  • Kauf dir ein Kinderbuch nur für dich.
  • Probiere eine neue Eissorte, die du noch nie gegessen hast.
  • Spring in Pfützen, wenn es regnet – oder geh einfach ohne Schirm raus.
  •  Male Mandalas aus.
  • Spiele ein Gesellschaftsspiel.
  • Besuche eine Improvisations-Klasse, lern ein neues Musikinstrument oder eine neue Sprache.
  • Singe oder tanze. (Auch, wenn du nicht singen und tanzen kannst.)
  •  Erzähle Witze.
  • Mache einen Ausflug an einen Ort, den du immer schon besuchen wolltest.
  • Usw.
  • Usf.

       Wie gesagt, ergänze diese Liste gern gedanklich oder schriftlich für dich selbst und schau, welche Ideen das innere Spielkind in dir ansprechen!

 

Versuche, dir wenigstens einmal die Woche Zeit zu nehmen und deinem kindlichen Selbst etwas Lustiges und Inspirierendes zu gönnen. Du wirst merken: Deine Kreativität – beruflich wie privat – wird dadurch enorm angeregt.

 

Schreib mir gerne, ob dieser Artikel dir geholfen hat und auf welche Art und Weise du ab jetzt den Mut aufbringen wirst, wieder Kind zu sein. Ich freu mich darauf!

 

Bis bald bei den nächsten Impulsen für ein kreatives Leben

Deine Edith