Empfange deine Kreativität: Warum du viel weniger tun musst, als gedacht
Wie häufig glauben wir, unsere Ideen immer weiter verbessern zu müssen? Uns ‚von unserer Konkurrenz abheben‘ zu müssen? Größer, auffälliger, besser, toller sein zu müssen? Was aber wäre, wenn der Blick nach links und rechts – der ständige Vergleich mit allem (und allen) rund um uns herum – gar nicht notwendig wäre? Wenn es reichen würde, einfach auf unseren ‚inneren Empfang‘ zu stellen? Und damit genau das zu erschaffen, was von uns selbst – als Individuum – erschaffen werden möchte?
Die Welt da draußen…
Ja – natürlich brauchen wir sie: die Welt um uns herum. Wir brauchen den Blick nach außen. Egal, in welchem Feld wir arbeiten – es ist wichtig, uns von anderen inspirieren zu lassen. Es ist wichtig, uns zu vergleichen. Zu schauen, was die anderen so tun und können. Uns Input zu holen. Und natürlich haben wir ein intrinsisches Interesse an unserem Fachgebiet.
Wenn du beispielsweise in der Modebranche arbeitest, dann wirst du mit offenen Augen durch andere Boutiquen schlendern. Einfach, weil es dich interessiert. Wenn du Bildhauerin bist, dann gehst du vermutlich gerne in Ausstellungen und führst Fachgespräche mit Kolleg*innen. Als Schriftstellerin gehörst du mit ziemlicher Sicherheit zu den Personen, die gerne lesen. Und so weiter. All das ist normal, wichtig, gesund und vor allem förderlich für deine eigene Kreativität.
…Fluch und Segen
Ganz häufig passiert es jedoch – und zwar gerade in unserer lauten (Social-Media-)Welt –, dass wir uns als kreative Menschen irgendwann vor lauter Input, vor lauter Konzentration auf das Außen, von unseren eigenen Ideen und unserer eigenen Originalität abschneiden. Wir verlernen dann, nach innen zu hören. Wir werden steif. Wir verkopfen. Wir verlieren uns in Details und machen Dinge unnötig kompliziert. Oder: Wir spüren zwar unsere eigenen Ideen und Lösungsansätze, beginnen aber sofort, sie zu bewerten, zu vergleichen oder zu verwerfen. „Das hat ja schon XY vor mir gemacht“, denken wir dann, oder: „Das ist doch niemals gut genug“, „YZ und ZX machen sowas ähnliches – und zwar viel besser…“ Wenn deine Konzentration auf die äußere Welt (auf alle Angebote, Kunstwerke, Ideen…, die bereits existieren) beginnt, deine eigene Kreativität zu sabotieren, dann weißt du: Es an der Zeit, mal kurz auf stumm zu schalten. Die Instagram-App ein paar Tage nicht zu öffnen. Nicht ins Theater, Kino, Konzert, zur nächsten Modeschau oder zu irgendwelchen Fachgruppen-Diskussionen zu gehen. Sondern dich nur mit einer Sache zu beschäftigen: mit dem, was in dir selbst von dir selbst gehört werden möchte.
Deine Ideen hast nur du

Denn egal, wie viele Menschen in derselben Branche kreativ tätig sind wie du. Egal, wie groß und vielfältig deine Konkurrenz ist: Deine Ideen sind einzigartig. Das, was aus dir entstehen möchte, kann nur aus dir entstehen und auf deine ganz individuelle Art und Weise umgesetzt werden. Ja: Du kannst dich von außen inspirieren lassen. Aber dein kreatives Genie wohnt in dir selbst!
Die amerikanische Autorin, Künstlerin, Filmemacherin und Kreativitätstrainerin Julia Cameron bezeichnet in ihrem berühmten Buch ‚Der Weg des Künstlers‘ Kreativität als schöpferische Energie, die jedem Menschen innewohnt.
Kreatives Wirken zeichnet sich ihrer Meinung nach weniger dadurch aus, angestrengt und über-analytisch etwas besonders Originelles erschaffen zu wollen, das dem öffentlichen Vergleich standhält. Sondern im Gegenteil: Sie beschreibt kreative Schaffensprozesse als ein ‚aus dem Weg gehen und sich der eigenen kreativen Energie ergeben‘.
Zurücklehnen und vertrauen
Wenn du also gerade in einem kreativen Schaffensprozess bist, der sich holprig anfühlt. Wenn du das Gefühl hast, nicht weiterzuwissen, dir deines Weges nicht sicher zu sein. Wenn du spürst, dass du vor lauter Vergleichen und Input von außen den Zugang zu deiner eigenen, inneren Originalität verloren hast. Wenn sich für dich gerade alles wahnsinnig kompliziert und anstrengend anfühlt – dann lade ich dich zu einem Gedankenexperiment ein:
Was wäre, wenn du – nur für die nächsten Minuten – annähmest, dass alle Antworten, die du gerade brauchst, bereits in dir selbst sind? Dass du dich nur vertrauensvoll zurücklehnen müsstest, um sie zu empfangen?
Schließ die Augen, stelle dir folgende Fragen nacheinander und sei bereit, den ersten, intuitiven Antworten zu lauschen, die in dir auftauchen. (Hol dir gern dein Notizbuch und schreibe die Antworten ganz roh und ungefiltert mit.)
· Wenn ich meiner Kreativität voll vertrauen würde – was würde ich als Nächstes erschaffen?
· Wenn ich wüsste, dass meine Ideen bereits originell und gut genug wären – was würde ich sofort umsetzen?
· Wenn ich sicher wäre, dass das, was ich kreativ erschaffe, wichtig ist und anderen Menschen gefällt bzw. ihnen weiterhilft – was würde ich tun?
· Wenn ich wüsste, dass die kreative Blockade, vor der ich gerade stehe, ganz einfach von mir gelöst werden könnte – was wäre die klarste, schnellste und logischste Lösung?
Zugegeben – für diese Übung brauchst du einen kleinen Vertrauensvorschuss in dich selbst. Aber ich möchte dich dazu ermutigen, dir genau diesen Vertrauensvorschuss zu geben. Es kann gut sein, dass du sehr überrascht davon bist, welche Ideen und Antworten du bereits in dir selbst trägst – ganz ohne Konkurrenzanalyse, Fähigkeiten-Vergleich, Zielgruppen-Ausrichtung und Außenorientierung.
Manchmal braucht es ein wenig Geduld und bewusste Hinwendung, um zu lernen, die eigene kreative Stimme in dir wahrzunehmen. Doch je öfter du übst, ‚auf Empfang zu stellen‘, desto leichter wird es dir fallen und desto schneller werden sich dir deine ganz eigenen, individuellen kreativen Lösungen, Antworten und Inspirationen zeigen.
Wenn du die Übung ausprobiert hast, schreib‘ mir gerne, wie es dir damit gegangen ist und ob sie dir geholfen hat! Ich freue mich darauf!
Bis bald bei den nächsten Impulsen für ein kreatives Leben
Deine Edith